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Weil keiner dich je entwurzeln,

keiner dich je holen wird,

weil Grenzen

deine ganze Freiheit sind,

weil du keinen

Ballast hast,

weil du nie zuhörst,

denn du weißt ja,

was ich sagen will,

weil dieser Sprache ihre normalen

Wörter ausgegangen sind,

weil die Syntax,

die uns gerettet hat,

längst veraltet ist,

weil du einmal geglaubt hast und

deinem Glauben treu bleibst,

weil mir genau jetzt

dein Name und dein Gesicht

fehlen,

lasse ich dich nicht leben,

wie du wolltest – mir zum Verdruss,

als hätte ich nicht das Blut für dich gestillt,

als sei nichts gewesen,

ich versuche trotzdem dir irgendwie

zu helfen,

ich mache trotzdem alles kaputt,

komme trotzdem an mein Ziel.

Über leg mal selbst –

wie könnte ich auf deine Briefe verzichten?

Du weißt doch, was ich von dir wollte.

Ich wollte, dass alles so ist,

wie du willst.

Deswegen muss ich weiter

diese ganzen Briefe schreiben.

Muss mich damit abfinden,

dass alles vergeht.

Darf nicht reden

über das Wichtige und Vordergründige,

muss die Freiheit fürchten,

Grenzen beachten.

Das Glück ist nicht zu verfehlen,

das Glück ist nicht zu verfehlen.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

© Serhiy Zhadan

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