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Texte

Sprich mich aus wie den Namen einer Krankheit,

die von nun an dazu gehört. Europas östliche Grenze.

Wind aus westlicher Richtung. Lava aus nächtlichem Schnee.

„Ruhm“, ruft jemand zum Gruß.

Und du erwiderst: „Ruhm“.


Sprich mich aus wie ein Wort aus einer der Fremdsprache, das Unglück bedeutet.

Der Schnee fällt so beseelt, wie man zum Abendmahl geht.

Der stille Winterfluss, der ins Nirgends fällt.

Wenn du nichts sagst, passiert nichts.


Der Dezembersonne Schmerztabletten.

Atomen gleich entsteht die Welt aus den Buchstaben deines Alphabets.

Wenn du nichts sagst, passiert nicht.

Sag „Licht“, dass es etwas weniger schwarz ist für alle hier.


Die Arbeit der Dezembersonne ist so unbeständig.

Ich bestehe aus der Stimme, mit der du mich genannt hast,

aus warmem, dreistem Sprechen.

Die kurzen Tage zur Wintersonnenwende.


Zeit, die aus Vorschriften und Regeln besteht.

Sprich mich aus wie eine Nummer, unter der du Hilfe bekommst.

Spuren in der Stimme eines vertraulichen, leichten Windes

„Wen sollen wir fürchten?“, fragt einer.

Und du erwiderst: „Niemanden.“


Die östliche Grenze, markiert von einer Erkältung.

Der Winter, von allen so sehr erwartet, ist ein vergängliches Gebilde.

Dampf steigt aus dem Rauchfang – zuglang, wagenhoch.

Schnee liegt auf dem Fluss – unvernehmbar, schwerelos.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

© Serhiy Zhadan

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