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Ich frage sie:

„Was malst du denn die ganze Zeit?“

„Das hier sind Männer und das hier Frauen“, sagt sie.

„Und warum weinen deine Frauen immer?“

„Sie weinen um den Wind“, antwortet sie,

„der sich im Haar versteckt hat,

sie weinen um den geernteten Wein,

der ihre Zungen bitter macht.

Und weder die Männer in ihrer verrauchten Kluft

noch die Kinder mit ihren Zündholzschachteln,

in denen die goldenen Skorpione des Ungehorsams liegen,

können sie je trösten.“


Liebe zwischen Männern und Frauen

ist, Zärtlichkeit und Hilflosigkeit zu empfangen,

eine lange Liste von Geschenken und Verlusten,

der Wind, der sich im Maienhaar verfängt.


Ach, wie bitter ist es, sich auf den zu verlassen,

dem du vertraust, wie süß, von dem enttäuscht zu werden,

der nachts deine Lippen berührt hat.


Es gibt kapriziöse und unglaubliche Dinge,

und wie du sie auch ausmalst,

es läuft stets auf das Gleiche hinaus:


Der Stern steht über dir,

die Luft brodelt vor Wärme.

Wieviel Licht birgt

eine weibliche Kehle.

Wieviel Mühsal.

© Serhiy Zhadan

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

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